
Holocaust-Gedenken für Roma und Sinti: Kirche ruft zu Dialog auf
Der 2. August ist Gedenktag für die während des Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti
Mit einer Kranzniederlegung am Wiener Heldenplatz wird am Freitag, 1. August, der nationalen Gedenktag für die im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti begangen. An der Gedenkveranstaltung nehmen u.a. Nationalratspräsident Walter Rosenkranz, Bundesratspräsident Peter Samt, die Nationalrats-Vizepräsident Peter Haubner und Vizepräsident in Doris Bures sowie der Wiener Weihbischof Franz Scharl teil. Die Kirche wolle Präsenz zeigen und die Anliegen der Betroffenen ernst nehmen, unterstrich Scharl gegenüber Kathpress die Bedeutung der kirchlichen Präsenz bei solchen Gedenkveranstaltungen. Anlass ist der nationale Gedenktag für Roma und Romnja sowie Sinti und Sintizze am Samstag, 2. August.
Die katholische Kirche begleitet das Gedenken auch spirituell, u.a. durch ein eigens formuliertes Gebet. Weihbischof Scharl, in der Bischofskonferenz für die Romaseelsorge zuständig, betonte die Bedeutung eines respektvollen Miteinanders. "Wir sind als Gesellschaft noch nicht auf der Höhe dessen, was sein sollte", so Scharl, der mehr Wertschätzung und Teilhabe für Roma, Sinti und Jenische einfordert.
Ziel sei es, Begegnung auf Augenhöhe zu ermöglichen und Vertrauen zu stärken. Die Kirche würde ihre Verantwortung gegenüber Minderheiten wahrnehmen und weise auch immer wieder auf Diskriminierungen hin; als Beispiel nannte Scharl die Verfolgung von Drusen in Syrien oder kirchliche Kritik sowie Entsetzen wegen der Schändungen von Gräbern von Roma, Sinti und Jenischen in Wien und Niederösterreich.
Wichtig seien aber auch Dialogformate, Gedenkveranstaltungen und kirchliche Initiativen. Weiters gibt es seit einigen Jahren auch eigene Seelsorgende, wie Natalie Bordt-Weinrich, Roma-, Sinti- und Jenischen-Seelsorgerin der Erzdiözese Wien, oder Manuela Horvath von der Romapastoral der Diözese Eisenstadt.
Die österreichische Bundesregierung hatte 2024 den 2. August offiziell als nationalen Gedenktag für Roma und Romnja sowie Sinti und Sintizze eingeführt. Damit werde dem unermesslichen Leid gedacht, das diesen Gruppen insbesondere während des Holocausts zugefügt wurde, hieß es 2024 im Ministerratsbeschluss. Nur rund ein Drittel der etwa 11.000 Roma und Sinti, die zur NS-Zeit in Österreich lebten, überlebten den Völkermord. Europaweit wurden rund 500.000 Roma und Romnja ermordet.
Das Europäische Parlament erklärte bereits 2015 den 2. August zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Roma und Sinti.
Traditionelle Roma-Wallfahrt nach Mariazell
In der Österreichischen Bischofskonferenz ist der Wiener Weihbischof Franz Scharl seit vielen Jahren für die Romaseelsorge zuständig und bemüht sich, Roma, Sinti und Jenische noch besser in die Kirche zu integrieren. In der Diözese Eisenstadt gibt es seit 1995 ein eigenes Romapastoral-Referat, das von Manuela Horvath geleitet wird. Jährlich organisiert es u.a. die traditionelle Roma-Wallfahrt nach Mariazell. Diese findet heuer am 10. August statt. Dem Festgottesdienst in der Mariazeller Basilika wird Weihbischof Scharl vorstehen.
Die Mariazeller Wallfahrt der Roma geht auf eine jahrhundertealte Tradition zurück, die 1938 unterbrochen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg vergingen beinahe sechs Jahrzehnte, bis wieder Roma und Sinti zum Marienheiligtum der Magna Mater Austriae pilgerten. Seit 1996 - drei Jahre nach der offiziellen Anerkennung der Volksgruppe der Roma in Österreich - wird die Wallfahrt wieder jährlich am zweiten August-Sonntag abgehalten.
In Österreich leben laut Schätzungen rund 40.000 bis 80.000 Roma und Sinti. Seit den 1990er-Jahren bemüht sich die katholische Kirche verstärkt um sie, sei es im Rahmen der Bischofskonferenz oder in einzelnen Diözesen wie Eisenstadt. Viele Roma und Sinti sind römisch-katholisch, es gibt aber auch evangelische, orthodoxe und muslimische Gläubige in der Volksgruppe.

Kranzniederlegung am Holocaust-Gedenktag für Roma und Sinti
Anlässlich des internationalen Gedenktages für im Holocaust ermordete Roma und Sinti ist am Freitag den Opfern gedacht worden. Rund 500.000 Angehörige der Volksgruppe wurden von den Nazis systematisch umgebracht. Der Zweite Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP), Bundesratspräsident Peter Samt (FPÖ), der Vorsitzende des Volksgruppenbeirats Emmerich Gärtner-Horvath und sein Stellvertreter Andreas Sarközi legten beim Äußeren Burgtor am Wiener Heldenplatz Kränze nieder.
volksgruppen.orf.at, 1.8.2025